Für 2 Wochen bin ich an der Adria, um mir mit führenden Kolleginnen über Dolmetschen in Konfliktzonen Gedanken zu machen. Ich würde mich freuen, wenn ihr diese Gedanken mit mir teilt und meine Posts kommentiert.
Die erste Lektüre ist The Signal Code von Faine Greenwood. Hier geht es darum, dass das Recht auf Information im Digitalen Zeitalter ebenso ein Grundbedürfnis ist wie Nahrung, Schutz und medizinische Versorgung.
Die zweite The Ethics of Crowdsourcing von Julie McDonough Dolmaya. Was passiert, wenn auf einmal Übersetzungen von jedem gemacht werden, nicht nur von professionellen Übersetzern?
Bevor ich auf Crowdsourcing eingehe, mein Fazit von heute: Im digitalen Zeitalter verabschieden wir uns von den vorangegangenen Kulturtechniken der mündlichen Überlieferung und der Schriftlichkeit verabschieden. Statt dessen mischen sich Mündlichkeit und Schriftlichkeit zur New Orality, die keine Rückkehr ist zu früher, sondern eben eine neue Kulturtechnik, wo wir noch dabei sind, sie zu beschreiben. Dabei ist jedoch schon gewiss, dass Übersetzen und Dolmetschen ineinander übergreift und unsere Arbeit sowohl multimodal, als auch multimedial von Statten geht. Also gilt das, was im Folgenden auf Übersetzen bezogen wird, auch für das Dolmetschen.
Mit den sozialen Medien hielt Crowdsourcing von Übersetzungen Einzug, LinkedIn hat damit angefangen, worüber sich die professionellen Dolmetscherinnen besonders geärgert haben, weil LinkedIn ja Professionalität vermitteln will. Die Autorin unterscheidet 3 Aspekte (Honorierung der Übersetzer, Sichtbarkeit der Translation, und die Folgen für Minderheitensprachen) und 3 Arten von Crowdsourcing. Bei diesen 3 Arten ist aber nur wichtig, dass zwei sich auf die Gute Sache beziehen und die Unternehmen, die ihre User auffordern, für sie zu übersetzen, nicht gewinnorientiert sind. Idealerweise wird dann auch kein anderer Beitragende honoriert, wie zum Beispiel bei den TED Talks. Weder die TED-Präsentatoren, noch diejenigen, die die Untertitelung anfertigen. Obwohl solche pro-bono Tätigkeit auch von manchen Berufsverbänden toleriert wird, passiert das unter der Vorgabe, dass der eigentliche Wert der Tätigkeit kommuniziert wird. Hier steht auf dem Spiel, dass Übersetzen als eine Tätigkeit erscheint, die weder Ausbildung, noch Qualitätskontrolle erfordert und kein Honorar wert ist. Positiv ist, jedoch, dass sich viele Leute am Übersetzen ausprobieren und den Translationsprozess erfahren. Die Sichtbarkeit des Bedarfs and Übersetzung und der Tätigkeit werden deutlicher. Sichbar bedeutet aber nicht automatisch, dass der Status der Tätigkeit sich erhöht. Ausserdem gibt die Tätigkeit den Usern das Gefühl, zu einer Gemeinschaft zu gehören und zu ihrem Zusammenhalt beizutragen. Nicht zuletzt wird auf diese Weise in viele Minderheitensprachen übersetzt, deren Nutzer sonst nicht Teilhaben könnten. Im Unterschied zu den for profits geht es hier um so etwas wie Teilhabe. Auch wenn profitorientierte Unternehmen wie Facebook oder LinkedIn gerne so tun, als ginge es ihnen um die Menschen, bekommen sie die Übersetzung umsonst und profitieren von Werbung. Hier wird direkt von Ausbeutung gesprochen. Diesen Aspekt würde ich gerne in unserer Arbeit aufgreifen. Die Übersetzer durchschauen nicht die affektorientierten, ausgefeilten Marketingstrategien. Die Unternehmen appellieren an die soziale Verantwortung der User gegenüber ihren Sprachgemeinschaften und übertragen damit die Verantwortung für Übersetzung an die User ab. Das impliziert für professionelle Dolmetscher, dass ihr Berufsbild sich in Zukunft in Richtung Qualitätskontrolle, wenn eingefordert, und Beratung ändert. Damit heben sie sich statusmässig von denen, die nur Übersetzen ab. Wohlgemerkt, das ist genau das, was wir in der BI gerade vollziehen!
Was aber, wenn es hier um Dolmetscherinnen geht statt Übersetzerinnen, staatliche Verwaltung statt profitorientierte Unternehmen und die humanitäre Gute Sache den Geflüchteten gilt?
Plasticity: Carolyn Shread hat, angestossen von der Bewegung, die das Konzept Eco-Translation von Michael Cronin ausgelöst hat, aus ihrer eigenen Übersetzertätigkeit für die französische feministische Philosophin Catherine Malabou heraus den Begriff der Plastizität auf Translation übertragen. Der Begriff ist in Malabou als solcher schon angelegt. Wir waren alle der Ansicht, dieser philosophische Bezugsrahmen eignet sich hervorragend für die Realität, die wir in unserer Arbeit erleben, die unter dem Dogma der Neutralität obszön erscheint. Sie meint mit Plastizität das Werden einer Plastik im Sinne von Formgebung durch Wegnahme, Hinzufügung, Zerstörung, Veränderung von Substanz. Hier ist zwar von Kunstschaffung die Rede, aber es handelt sich um einen noch nicht gefassten Kunstbegriff. Ich bin sehr gespannt, wie sie reagiert, wenn ich in meinem Beitrag auf das Role-Space Modell komme, das Translation in eben diesem Sinne begreift: “Thinking translation as a plastic practice of relationality”.
Neues Buch: Intercultural Crisis Communication: Translation, Interpreting and Languages in Local Crises. Federico M. Federici and Christophe Declerq (Eds.). Bloomsbury. Kostet nur 130 US$.
Marija Todorova zeigte die Überlappung der Tätigkeit der Dolmetscherinnen in Kriesensituationen mit derjenigen von Mediatoren auf. Leider kann ich den Aufsatz nicht Anhängen, weil es eine unveröffentlichte Arbeit ist und erst Ende des Jahres in einem Namhaften Band herauskommt. Todorova ist Übersetzerin von Kinderbüchern, Forscht über Frieden (daher Mediation) und Translation. In ihrem Aufsatz trennt sie deutlich die Aufgabe und Rolle von Dolmetscherinnen in Kriegsgebieten oder großen Flüchtlingscamps von Settings in den Gastländern der Asylsuchenden, z. B. Asylverfahren. Die Arbeit an sich sei ähnlich, aber die Anforderungen unterscheide sich in der Dringlichkeit menschlicher Notsituationen und im Umgang mit dem sonstigen UNHCR Helferpersonal. Kulturelle Mediation, das Erklären von vermeintlich kulturell motivierten Reaktionen, hält Todorova hier für einen guten Weg. Interessant war, dass Todorova hervorhob, die Mediation habe ebenso wie das Dolmetschen das Ideal der Neutralität hinter sich gebracht. Todorova zeigt wunderbar, wie Westlich institutionalisierte Vorstellungen von Professionalität im Kontakt mit nicht Westlichen Kulturen den Dolmetschern als Modell übergestülpt werden und diese nichts damit anfangen können, weil auf diese Art und Weise (Ausbildung, Titel, Anonymität, Distanz etc. ) in kollektiven, personenorientierten Kulturen eben kein Vertrauen gewonnen werden kann. Ihr wurde erzählt, dass die Dolmetscher die Schulung vom UNHCR bekommen, aber das Gefühl haben, nichts neues gelernt zu haben und nichts mit dem Vermittelten anfangen können. Ihr Zauberwort war Empathie, die durchaus richtig definiert sowohl als Aktivität emotionaler Nähe, als auch Distanz verstanden wird und wie sie sagt, unterrichtet werden sollte. Darüber, auf welche Art und Weise Empathie unterrichtet werden soll, um Dolmetscherinnen zu einer ethisch richtigen Handlungsweise zu führen, sagt sie nichts. Meiner Ansicht nach ist das Hauptproblem ihrer Ausführungen die Vermischung des Ziels einer Verdolmetschung mit dem Ziel einer Mediation, nämlich einvernehmlich zu einer Lösung eines Konflikts zu gelangen. Das mag auch mit dem speziellen Kontext der Krise zu tun haben.
Mariachiara Russo ist aus Bologna, FORLI. Die haben vom 30. Juni bis 27. Oktober 2017 ein Projekt zusammen mit der Uni Genf auf die Beine gestellt, sehr ähnlich zum Pilotprojekt der Berliner Initiative beim BAMF. Sie haben der örtlichen Asylbehörde ein kostenloses Training ihrer Dolmetscherinnen angeboten. 12 von 50 haben teilgenommen. Ziel war es, lokal die Dolmetscher zu schulen, so dass sie innerhalb eines EU Projekts in der Technik geschult als Ferndolmetscher arbeiten könnten. Es sollte eine Transformation der “Absicht zu Helfen” in “professionelle Handhabe von Dolmetschwerkzeug” stattfinden. Der Ideelle Rahmen der Dolmetscharbeit wurde mit den Stichworten Deontology (den Regeln folgen, ohne sich über die Folgen Gedanken zu machen) und Relational Vulnerability abgesteckt (relational vulnerability: Aufgrund ihrer schwachen Position in einer gesellschaftlichen und bürokratischen Hierarchie und aufgrund von Abhängigkeitsverhältnissen zu anderen, beispielsweise Dolmetscherinnen, sind geflüchtete Menschen empfänglich für Gewalt). Inhalte waren: 1. Bewusstsein schaffen, dass bilingual sein und dolmetschen nicht das gleiche ist, 2. Kulturelle Aspekte, 3. Gesprächssteuerung, 4. Techniken für konsekutives Dolmetschen, 5. Italienisch, 6. Terminologie. Der Unterricht war sowohl face-to-face, als auch online. Ein online Glossar wurde erstellt, ein Forum eingerichtet. Es war ein Anliegen, eine nachhaltige “Community of Practice” zu schaffen. Der Bedarf wurde mit einer Umfrage vor dem Training erhoben. Die darin geäusserten Probleme lagen in: 1. Niedriger Bildungsstand, 2. Geschlechterbegründete Weigerung, 3. Zweifel des Asylsuchenden am eigenen Geburtsdatum, 4. Wortfindung, 5. Weigerung seitens der Behörden, zusammenzuarbeiten, 6. Aufbrausende Entscheiderinnen, die die Asylsuchenden behandeln, als seien sie bei einem Polizeiverhör, 6. Hören trauriger Geschichten. Während des Projekts ergab es sich, dass es Probleme im Umgang mit der Internetplattform gab. Verbesserungen konnten beobachtet werden 1. Italienisch, 2. Notizentechnik, 3. Terminologie und gesetzliche Rahmenbedingungen. Die Teilnehmerinnen verlangten mehr Training in beiden Arbeitssprachen.
Sharon O´Brien aus Irland hat uns eine Einführung in den Begriff des Crisis Translation gegeben. Dabei hat sie uns das “INTERACT” EU-Projekt vorgestellt, das interdisziplinär und -segmentär angelegt ist, von 2017 bis 2030. Zur Begriffsklärung zwischen den genutzten Begriffen crisis, emergency und disaster meinte sie, dass diese sich sowohl überlappen, daher auch unterscheiden im zeitlichen Aspekt, den Auslösern und den Ausmaßen der Schäden. Disaster ist immer von Menschen verursacht, auch wenn es einen ursprünglich natürlichen Auslöser gab. Wir reden hier von crisis translation und crisis communication. Crisis ist auszumachen bei unerfüllten, bzw. übergangenen Erwartungen, bei Bedrohung, wenn darauf reagiert werden muss (Sellnow und Seeger, 2013). “By adapting their work, we define a crisis as an event or series of events that are non-routine, pose a significant threat, and require a response to mitigate the harm.” Aber ihr Punkt ist: Eine Krise braucht nicht nur eine Reaktion. Zugang zu Information (durch Nutzung von Sprache über Translation) ist ein Werkzeug zur Minimierung von existenziellen Risiken. Daher geht Krisenkommunikation immer mit Krisentranslation einher. “Crisis Translation is understood as the translation of writtenor oral information from one linguistic and cultural system to another in the context of a crisis setting –understood broadly -, with a view to enabling affected communities or individuals and responders or service providers to be prepared for crises, improve resilience and well-being and reduce the loss of lives.” (INTERACT 2018) Diese Kommunikation ist immer multimodal, multilingual. Verschiedene Kommunikationskanäle werden intra- und interlingual genutzt. Die Folgerung ist: Alle Menschen in Krisensituationen müssen Zugang zu Information via Translation haben. Das Beispiel des Erdbebens-Tsunamis-Reaktorkatastrophe in Japan hat gezeigt, dass es nicht genügt, in der Nationalsprache Informationen zur Verfügung zu stellen, sondern dass man ALLE Menschen, die sich im Land befinden, in ihrer Sprache bedienen muss. Mit dieser Grundlage haben die akademischen Mitglieder des Projekts an verschiedenen Universitäten gesetzliche Vorgaben (“policies”) gesammelt und verglichen. Daraus entwickeln sie jetzt eine Empfehlung dafür, was eine effektive Vorgabe ausmacht. Dazu verwenden sie das 4-A Framework for Analysis von Tomasevski aus 2001, das ursprünglich für den Zugang zu Bildung gedacht ist und übertragen es auf Zugang zu Information. Ich denke, dass die 4 Prinzipien auch hilfreich sein könnten für unser Design, wenn wir über Schulung von Nutzern von Dolmetscherdienstleistungen nachdenken. 1. Availability: Ist übersetzte Information erhältlich? “Ensuring translated information is made available; is it recognised as an essential product and service”, 2. Ist sie für die Nutzer zugänglich? “If translation is ‘available’, is it accessible, i.e. free, delivered on multiple platforms, in multiple modes, in all relevant languages?” 3. Acceptability: Ist die Information akzeptabel, das heisst liegt sie in einer Form vor, die kulturell, inhaltlich und sprachlich akzeptabel aufbereitet ist? “Ensuring that the provision of translation is acceptable, i.e. action is taken to ensure accuracy and appropriateness of information”, 4. Adaptability: Ist sie flexibel genug, um sich an sich verändernde Umstände anzupassen? “Can the provision of translation be adapted to different scenarios, for example, fluid language requirements, literacies, technological demands, new modes of delivery, diverse hazards and movement of peoples”. Beim Vergleich ausgewählter Länder haben sie gesehen, dass die beste in den USA ist, aber alle noch im “Response” Stadium sind, und nicht darüber hinaus auf die Implementierung der Vorgaben achten. Niemand achtet also darauf, ob die Vorgaben auch wirklich eingehalten werden. Die von ihnen jetzt zu entwickelnden Empfehlungen sind grob: “1. Formally incorporate the right to Translated information across all management phases of disasters, 2. Identify who is responsible for implementation from an operational perspective. 3. Focus on accessibility of information for effective risk reduction and resilience promotion and recovery not just for response, 4. Consider levels of literacy and cultural appropriateness.”
Moira Inghilleris Schriften sind für unsere Arbeit grundlegend. Ihr Buch Interpreting Justice: Ethics, Politics and Language lege ich jedem von uns ans Herz. Sie sagte mir, dass die Forschung über Dolmetschen in Gebärdensprachen ihre Arbeit schon lange beeinflusst und dass es schon selbstverständlich ist, zumindest in akademischen Kreisen, dass die Beiträge von gebärdensprachlich orientierten Fakultäten zu Translation Studies von allen rezipiert werden. Sie führt zwar Beispiele für ihre Thesen aus Krisengebieten und Asylanhörungen an, versicherte mir aber, dass damit generell Community Settings gemeint sind, da sie oft durch Machtdifferenzen konfliktbehaftet sind. In solchen Fällen sind herkömmliche Ehrenodrnungen, die auf Neutralität insistieren nicht zielführend, schreibt sie. Community Dolmetscher in England nutzen den Begriff Advocacy für ihre Arbeit, was sie grundsätzlich begrüsst. Sie nutzt Bourdieu, wie viele hier, um diese Machtdifferenzen im Zusammenhang mit dem Verhalten der beteiligten Akteure in Zusammenhang zu bringen. Wer eine reflektierte, zeitgemässe Anwendung von Bourdieu sehen möchte, möge sich ihren 2005 herausgegebenen Band von The Translator zu Gemüte führen. Ausserdem ist Kritische Diskursanalyse von van Dijk ein weiterer wichtiger Bezugsrahmen. Dazu siehe auch Jeremy Mundays Arbeit.
Janie Vanpee vom Smith College, USA, möchte dem Aussterben der Liberal Arts Fächer in den Amerikanischen Universitäten und ähnlichen Phänomenen in den Geisteswissenschaften in anderen Ländern entgegenwirken mit dem Angebot von Translation als Studienfach. Leider kann man überall sehen, dass das Interesse am Erlernen von Fremdsprachen dramatisch zurückgeht. Das MLA hat 2016 eine Umfrage mit verheerenden Ergebnissen veröffentlicht, in der alle Sprachen ausser Japanisch und Koreanisch (andere Quellen zählen Amerikanische Gebärdensprache zu den Ausnahmen) stark sinkende Studentenzahlen zeigen. Damit schließen die Universitäten ihre Angebote einschließlich ganze Fakultäten (Foreign-Language-Programs). In den letzten 3 Jahren 651 Fremdsprachenstudiengänge in den Amerikanischen Colleges (Chronicle of Hager Education, Jan 22, 2019). Kanapee zeigt, dass wir durch die Synergie von Fremdspachenlernen und Übersetzen von Anfang an den Unterricht reformieren können, so dass die Lerner in der Fremdsprache einen Ort finden können, wo sie “sie selbst” sein können. Siehe B. Cassio, “The Energy of the Untranslatables: Translation as a paradigm for the human sciences”, Paragraph 38.2 (2015).
Citizen Translators: Innerhalb des INTERACT Projekts haben sie Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen jeglicher Art, erbracht von freiwilligen HelferInnen, bzw. geringfügig honorierten im Dolmetschen ungeschulten Menschen. Ich finde den Ausdruck sehr gelungen, da es Übersetzen und Dolmetschen in Notfällen zu einer Bürgersache macht, gerade in gesellschaftlichen Bereichen, in denen diejenigen, die bilingual genug sind, als Bürger eher selten Anerkennung bekommen. Es führt dolmetschende Mitbürger in den Diskurs des citizenship ein und kann auf diese Weise hierarchisierende Begriffe wie “Laiendolmetscher” verzichten. Die Kehrseite dazu beleuchtet Michael Cronin unter dem Stichwort Labor and Data Extractivism unten.
Ethik für Übersetzerinnen und Dolmetscherinnen wird beleuchtet von Sharon O’Brien. Joanna Drugan findet, dass die Ehrenordnungen nicht nur rechtlich unverbindlich sind, sondern oft widersprüchlich. In Krisensituationen ist oft eine erhöhte Dringlichkeit geboten, daher gibt es wenig Zeit für Organisation und Vorbereitung der Dolmetschentscheidungen, sie müssen extrem schnell getroffen werden. Wenn gar nicht übersetzt wird (Zero Translation), dann ist das Risiko für die Betroffenen als einzelne und Gruppe extrem hoch. Ebenso riskant sind Maschinenübersetzungen. Als Lösungsstrategie wird auf “Citizen Translation” gesetzt. Für alle drei Handlungsmöglichkeiten müssen gesetzliche Handlungsempfehlungen entwickelt werden, Technologie entwickelt werden, dolmetschende Bürger geschult werden. Dafür entwickelt das Team des INTERACT Projekts Empfehlungen. Als Orientierung zur Entscheidungsfindung für alle Teilnehmerinnen wird eine “Virtue Ethics” empfohlen. Das wird bald auf der INTERACT Seite zu finden sein. Dabei handelt es sich um Tugenden wie Ehrlichkeit, Mut, persönliche Integrität. Statt philosophische Urteile, sollen praktische Handlungsleitend sein und man soll sich am Wohl des Menschen orientieren. Der Aufbau von Vertrauen spielt hier ein äußerst wichtige Rolle. Ausserdem wird es bald einen Aufsatz darüber geben von O´Mathuna. Zu empfehlen für die Nutzung dolmetschender Bürger ist unter anderem Aufklärung aller Beteiligten, Training der dolmetschenden hinsichtlich Vorbereitungsphase, Reaktionsphase, Erholungsphase des katastrophalen Ereignisses. Ausserdem: In enger Zusammenarbeit mit professionellen Dolmetschern von einander lernen und besprechen, welche ethischen Dilemmata vorkommen können und wie man mit ihnen umgeht. Dabei wird angenommen, dass die dolmetschenden Bürgerinnen ebenfalls Fähigkeiten mitbringen, die relevant für die Dolmetschsituation sind, nicht nur die Profis. Beim engagement von dolmetschenden Bürgern muss man berücksichtigen: Sprachfähigkeit, Aller, psychische Fitness (Residenz), Appropriateness (Geschlecht, Kultur, Region, Politik, Dialekt, etc) und Risiko, dem sie ausgesetzt sind und dem sie andere aussetzen. Das INTERACT Team möchte Fallbeispiele sammeln für ethische Dilemmata und deren mögliche Lösungsmöglichkeiten, um für Dolmetschsettings besser gewappnet zu sein mit Handlungssträngen, die vorher schon einmal durchdacht worden sind in ihrer Anbahnung, ihren entscheidenden Momenten der Interaktion und ihren Auswirkungen.
Michael Cronin ist ein Translationsaktivist und Philosoph des Posthuman. Technologien wie künstliche Intelligenz werden in der Transhumanismus Bewegung genutzt, um die Situation der Menschen zu verändern, um stews besseres zu werden, als die Tiere, die wir einmal waren (Mark O´Connell. Ziel ist die totale Emanzipation von der Biologie selbst (uploading, life spans, ai, prostheses, genetic modification). Der kritische Posthumanismus hingegen wendet sich gegen die patriarchale, imperialistische Hybris. Als Tierverkörperung posierend, protestiert er gegen Anthropozentrismus und für eine othologische Gleichwertigkeit, die keine Spezies über eine andere hebt, weder belebt noch unbelebt hierarchisiert. Das dabei entstehende Transversale Subjekt begreift sich als verwoben mit sich und den anderen, indem es die Hindernisse einer selbstzentrierten Identität entfernt. In beiden gegenläufigen Bewegungen findet eine Konjunktion von Mensch und Maschine statt. In diesem Interface kommt das Digitale Proletariat erst zum Zuge, wenn Übersetzer ins Spiel kommen.
Globotics transformation (Baldwin): transformation of globalism an ai restructuring markets around the globe. 2 Waves: 1. microchip, 2. machine learning. Remote intelligence: telemigration. Sourcing Employees globally. Language not distance becomes the obstacle. Removed by (neuro-)machine translation. Used with holoportation technology it strongly affects context and body language and impacts lives. Ethical dimension? Employment markets? Posthuman ethics of interconnection btw self and others?
Globalisation defends itself by leading people out of poverty by way of extending their bodies. But: status of tele migrants? New forms of labor. Hire and fire, pay per view employment, no guarantees of social protection. liquid labor. Remote intelligence will impact socio-economic futures of bereft populations and their political reactions! already ethical issue.
Suchmann MIT. Implicit appropriation of translation services. Practice of translation is central of the rewiring of the internet for participation of users. digital cosmopolitanism, but no one gets paid. Demonitization of translation in a world that works by money and not compassion. Human recourses of translation will become the unconscious of the internet. The cyber cosmopolitan suffers from labor extractivism as part of larger resource extractivism (ecological). Other aspect: Data extractivism. Structural key component for global transformation (publicly financed projects deliver data to google). Data as capital view: companies monetize user data. Alternative: Data generated could belong to users.
Issueof patronage: Transhumanists are financed by those wanting to end biological conditionality. Military endeavour to create by augmentation a race of supersoldiers, cyborg, war machines.
Community interpreting and the redefinition of what constitutes a human.
John Gibbons: Rhetoric: Climate breakdown has been said to come from hell. shark ethical responsibility in an ethically deeply compromised present. Recommendation: system and structure by Antony Wilden, Canada.
Barbara Moser-Mercer is introducing the humanitarian architecture for laying the ground work that determines what you can do and can’t do. Under the radar you can effect change. She will proceed to creating a paid workforce and go on to ethics in 2 further talks. Homework: stakeholder analysis. Unless you know what the stakeholders want to do you can’t develop your task and implement it. All quotations are taken from BMM´s presentation.
INZONE developed their own theory of change. They found there is NO money whatever you do. You have to raise your own money. Going to the field made a real difference in terms of redefining the task. “The change we want to see: inclusive and equitable quality HE for sustainable development. The Problems we encounter: Fagility, conflict, low resource, language and culture. The solutions we implement: Transformative (the way you do things that will make the people change, not the knowledge you deliver) pedagogy, adaptive technology, 21st century skills. The outcomes we witness: indigenous knowledge, design solutions, empowered learners, life and livelihood skills, the impact we seek: building back better for sustainable communities.” They fit into the social justice agenda (social justice foundation). You need to fit into an international legal framework otherwise you are not going to advocate anything. Higher education is threatening the humanitarian enterprise because we are not liked for developing critical thinking skills and enabling the refugees to be heard because this might be endangering the established enterprise of the NGOs. The Humanitarian and Development Ethics with ists values neutral, impartial, independent. You have to have risk management included the application for your grant. As a University, you can fulfil these values and fit into the Development narrative of .. transition.. 17
- “Problems: democratic deficit, human rights violations”
- “Problems: risk of physical insecurity, movement restrictions, wash, communication barriers, conflict of interests of stakeholders, threats to freedom of expression, threats to academic freedom. It would have been the worst possible decision ever to become an NGO and train interpreters in the field. As a part of a University you can do many things you could not do as an NGO!! Humanitarian Principles of the Humanitarian organization WE HAVE TO respect are: “Humanity, Neutrality, Impartiality, Accountability, Participation, Respect for culture and custom, Do no/less harm. Humanity: Addressing human suffering wherever it is found. Neutrality: Providing assistance without taking sides. You are neither with the Army nor with the Help organisation. The government can not tell you what to do. Impartiality: Providing assistance without discrimination. You can’t just help children. Do no/less harm: Minimize harm that you may be done trough processionals of delivering assistance. Accountability: to beneficiary communities and donors. Participation (very important): Realising the right to affected populations to participate in decisions that affect their lives. Respect for culture and custom: Providing assistance with due sensitivity and respect for the culture and customs of beneficiaries. Empowerment: don’t talk/think about the people you help as “beneficiaries”. Accountability: Justify your actinons. Upward Accountability: you talk to the minority first, than your donor second. “Unless you fit into their specific narrative you will lose credibility. A good narrative to join today is vulnerability.
- Problem: The ideology of Humanitarian institutions is imbedded in the language. When we say Communication as aid provided in humanitarian action testifies a top-down, patronising agenda. Rhethoric instead: How are you coordinating things if people can’t talk to each other? The people directly affected by the disaster are disenfranchised if they can not tell you what they need because they don’t speak the HI language. They know best what they need. (Shepherd-Barron, 2010). “Poor coordination costs lives and the language barrier is one of the prime determinants of poor coordination. Therefore language costs lives” (BMM, Barron 2011). Quality: Core Humanity Standards. In the CHS it is emphasised that people receiving assistance have a say in and lead decisions that “affect them and priorities keeping people in crisis connected with each other and with the world”.
Need-based: You have to convince the donors and organisations that the international standards they committed to they can only meet when they employ interpreters. Speak the language of the donors! INZONE has a comprehensive sheet listing “When and where Translators and Interpreters are needed” a: “Possible channels for Feedback”, b: Priority Information to be shaped for effective Programming”.
Capacity-building zielt auf die Nachhaltigkeit von Hilfsmassnahmen ab. INZONE hat hier ein Online Lerntool für Dolmetscher eingerichtet. Das solltet ihr euch unbedingt ansehen!
Nun geht es um die Theorien die die Grundlage für INZONES Theory of Change bilden. Wir arbeiten im Humanitären Kontext machen aber effektiv Entwicklungsarbeit im Sinne von Crate Resilient Communities. Wie lernen Menschen in diesem Kontext? Wenn du das nicht weisst, kannst du nicht lehren. Zwei Ansätze, einer aus der Pädagogik und einer aus der Psychologie sind hier wichtig: 1. Social Emotional Learning (neues Feld, aber für uns extrem wichtig “Displaced Learners” Self-management, self awareness, responsible decision making, relationship skills social awareness) und Psycho-social Support (klinischer therapeutischer Ansatz). Ziel ist es, die Kapazität zu erzeugen, eigens lokales Wissen zu erzeugen. Das gelingt durch “Learning from experience, information acquisition, research techniques etc”. Diese Pädagogik gehört zum Refugee Empowerment Model. Dadurch, dass sie in dieses Modell gepasst haben, sind sie von den Hilfsorganisationen akzeptiert worden. Der Unicampus im Lager wird ganz von Geflüchteten betrieben. Es gilt, eine Abhängigkeits-kultur in sehr kleinen Schritten zu verändern. Wie das gehen kann, zeigt die Theory of Tempered Radical auf. Dies ist eine Theorie zur Verhandlung von Macht. Dazu wird es von INZONE demnächst eine eigene Publikation geben. Sie stellt sich den Fragen: Wie erlangst und entwickelst du deine Machtposition und wie gehst du, wenn du sie hast, mit ihr um? How do you develop your power and how do you go about using it? Für die Akteure im Lager ist Wissen und Information bei weitem der wichtigste Machtfaktor und wird dabei strategisch eingesetzt. Die Produktion und Verteilung von Wissen ist also ein Geschäft. Aber ist gerade das nicht das Geschäft einer Univeristät? Gerade deshalb passt die Art der Institution, die eine Universität repräsentiert, so gut in die Humanitäre Hilfsarchitektur. Jede andere Form der Repräsentation, sei es NGO, Vereine etc, kann gesagt werden: “Ihr sollt jetzt euren Mund halten und dürft keine Fragen mehr stellen”. Für die Diversität and Herkunfstkulturen und Erfahrungen auf der Passage, kann der Unterricht nur mit Conflict Sensitive Training Methoden gestaltet werden. Die Unterrichtsmethode muss adaptiv sein für unterschiedlichste Bedingungen und, ganz wichtig: The medium is the message! Die Art und Weise, wie wir unterrichten, muss die Methode vollführen. Viele “displaced learners” haben sich ihre Lernstrategien und -gewohnheiten in autoritären Kontexten angeeignet. Es gilt hier auch zu lehren, wie man lernen kann: Herausforderungen mit Wohlwollen entgegenzusehen, vielerlei Perspektiven zuzulassen, flexibel zu sein, immer darüber zu reflektieren, was man gerade tut, die Dynamik von Wissen zu berücksichtigen, effiziente und angemessene Weise das Wissen anzuwenden, Deep Understanding. Was die Besonderheit von traumatisierten Gehirnen? Das Ausmass der Aktivierung der Amygdala. BMM hat die Gehirne von angehenden Dolmetschern gescannt, dabei eine deutliche Plastizität, also Veränderungsbereitschaft, in den Gehirnen gemessen. Sie meinte, das Gehirn passt sich jeder intellektueller Akrobatik an.
Zusammenfassend sagt sie, was Humanitarian Interpreting bedeutet: “Humanitarian Interpreting is the act performed by interpreters working for organisations with a humanitarian mandate, such as ICRC, UNHCR” etc. Humanitäre Dolmetscher arbeiten in fragilen Umgebungen “fragile contexts”, darunter fallen auch urbane Flüchtlingssettings. Es Betrifft alle Situationen, in denen Internationale Humanitäre Gesetzgebung, Menschenrechte und spezifische Gesetze für Geflüchtete zum Zuge kommen. HI handeln in Situationen geprägt von erheblichem menschlichen Leid in der Mission der humanitären Organisation. Sie haben keine institutionalisierte Interessenvertretung, Verband oder Ehrenordnungen. INZONE dokumentiert die Herausforderungen für HI anhand von drei Kategorien: 1. Sprache und Kultur, 2. Ethik und Dolmetscherrolle, 3. Emotion. Diese werden in drei unterschiedlichen Phasen erhoben: 1. in der Bedarfsanalyse vor der Vorbereitung des Trainings, 2. im Feld, während des Online Trainings.
Das Fällen ethischer Entscheidungen ist höchst kontextspezifisch, weil es Macht, Informationszugang und Verantworbarkeit verhandelt. Diejenige Ethik, die Moser-Mercers Universität als Orientierung für die Sustainable Development Goals ihrer Pädagogik und Forschung anwendet bewegt sich in einem Kontinuum zwischen Humanitärer Ethik und development ethics. Entwicklungshilfe schafft menschliches Leid, siehe Dambisa Mayo Dead Aid: Why Aid is not working and how there is another way for Africa (siehe auch Goulet, 1971). Es gibt unterschiedliche Arten moralischer Fragestellungen und manchmal gibt es einfach nicht die richtige Entscheidung. Die Entscheidungsfindung ist also komplex und extrem schwierig. Daher kann zu schweren Erschöpfungszuständen und Sekundärer Traumatisierung führen. Wer davon betroffen ist, wird fast unausweichlich “hart” (siehe Slim 2015). Die pädagogische Strategie, die Dolmetscher für die ethische Navigation ihrer Entscheidungen fit zu machen, ist ein präventiver Ansatz. Von 215 Dolmetscherinnen, die in unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Kontinenten gelernt haben und arbeiten, listeten 39 Herausforderungen auf. Moser Mercer möchte diejenigen Fertigkeiten unterrichten, die diese Herausforderungen wenn nicht bewältigen, dann wenigstens angehen können. Allgemein jedoch gilt: Je juristischer der Kontext ist, desto weniger Spielraum haben die Dolmetscher für ihre Strategien.
Eine dieser Strategien ist der Elevator Pitch: Innerhalb von 20 Sekunden wird die Amtsperson (“officer”, wer auch immer entscheidende Rollen im Camp hat und die Dolmetscher braucht) vor dem Einsatz, bzw. auf dem Weg zum Einsatz mit einem gut eingeübten Satz auf die Rolle des Dolmetschers vorbereitet. Ausserdem werden die Amtspersonen gebrieft vom Universitätspersonal, und die Dolmetscher sind da auch dabei. Das ist schön und gut, aber die Dolmetscher arbeiten in einem mit Bestechung durchwachsenen Kontext. Das bedeutet, dass sie ein Verfahren haben müssen, wie sie mit Amtspersonen, die gegen Regeln verstossen, umgehen. Whistleblowing wäre dafür eine legale Praxis zum Schutz der Dolmetscher. Will man unter dem oben genannten ethischen Anspruch Forschung betreiben, dann steht man vor schwierigen unterkulturellen Kommunikationsproblemen: Beispielsweise ist die freiwillige Einverständniserklärung die bei Einholung der Daten für die Forschung vorgelegt werden müssen, nicht wirklich erklärbar. Die Trennung der Rollen des Forschenden und des humanitären Helfers auch nicht.
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Maria Inghilleri: Worte allein können die Botschaft nicht übertragen, in unseren dichten Kontexten reicht nicht, versagt. Wir betrachten die Materialiät der Kommunikation und der Kommunikationsmedien und nennen es erst mal Kunst. Beispiel: Wenn es um den Aufbruch einer Flucht geht: Mare Nostrum. Das ist die Geschichte eines sechsjährigen syrischen Mädchens, das die Passage über das Mittelmeer überlebt, weil ihr Vater vor dem Aufbruch mit ihr Überleben geübt hat. Er warf die Nichtschwimmerin regelmässig ins Wasser und rettete sie. The complex structures of feeling involved could not be expressed in words. Jacob Lawrence, ein Maler, der die grosse Migration der schwarzen Bevölkerung nach Norden in den USA in seinen Bildern verarbeitet. Er entwickelte eine Bildsprache, die in sich unterschiedliche Ausdrucksformen in semiotischer Translation verbindet wie zB Bild und Text. Daoud Hari: The Translator, ein autobiographisches Buch. Gedichte von festgehaltenen asiatischen Flüchtlingen (Chinese exclusion act) Indexe wände von Angel Island eingeritzt, z. B. …”it is unbaerable to relate the sories accumulated on The Island slopes”… Alwy Fadhel: Coffee Paintings: Weil er keine Farben hatte, nahm er Instantkaffeepulver zum Malen. Darfur Gerichte benutzten Kinderzeichnungen als Zeugenaussagen. Behrouz Boochani: no friend but the mountain. Geschrieben in SMS Nachrichten an seinen Übersetzer, mit dem er keinen persönlichen Kontakt hatte. Macht wird über Objekte in den Camps ausgeübt. Diese Objekte werden metaphorisch aufgeladen. Manche werden zu Symbolen. Das Gedicht A sort of a Song von William Carlos Williams drückt die Art des künstlerischen Widerstands aus, deren metaphorische Kraft in den Objekten steckt, die aufgerufen werden. Darin wird Stein durch eine Blume aufgebrochen. Übertragen ist das der Aufbruch der Totalen Institution (Erwin Goffman Asylums ) auf der Australischen Insel, die zum Flüchtlingslager gemacht wurde.
Inghilleri ist frustriert darüber, dass Übersetzungen sich nur auf den Inhalt konzentrieren und die Form ausser Acht lassen. Die werden gemacht und dann sind sie da, aber wirken nicht. Auch Moser-Mercer wird über Kunst in Translation reden, wobei diese westliche Idee von Kunst sich von der Praxis der Geflüchteten kulturell unterscheidet. Die empfiehlt den Dokumentarfilm “Well Founded Fear.”
Translation als Philosophie ist das Thema, das mich am meisten hier interessiert. In der Metapher der Translation als Plastizität wurde das Thema schon angestossen. Salah Basalmah ruft mit seinem 2018er Aufsatz Toward a Philosophy of Translation zur Etablierung der Disziplin auf. Er zitiert folgende einschlägige Autoren: Blumczynski, P. (2016). Ubiquitous Translation. London: Routledge und
Tymoczko, M. (2007). Enlarging Translation, Empowering Translators. Manchester: St Jerome und Marais, K. (2014). Translation Theory and Development Studies. A Complexity Theory Approach. London: Routledge. Basamalahs Vortrag heisst The concept of Arch-Translation: Toward a Philosophy of Translation. Ich gebe den Inhalt hier grob auf Englisch wieder. Translation also exists beyond translation studies (TS). Why? it has polymorphic features. Do these features have transdisciplinary potential? (see Basnett in relation to cultural studies). The philosophical task of definition is descriptive but with reflexivity it becomes philosophical. There are 6 defining features of philosophical approach: 1. Theoretical understanding. 2. Reflexivity, 3. Speculative distance (theory as observation), 4. Critical thinking as distinguishing, judging, 5. Unlimited subject matter, 6. Fundamental basic thinking. What are these in relation to translation? There are already 3 main streams of PoT: 1. Translation as seen by Philosophers, Heidegger, Gadamer und Riceur (interpretation). Derrida und Deleuze (translation als sameness/repetition and difference. Quine und Davidson (indeterminacy und radical interpretation).
2. As seen by TS insiders: Benjamin (survival of original through translation), Rushdie, Bhabha, Young (migration IS translation), Cheyfitz (appropriation transformation of colonized natives), Buden and Nowotny (as applied to immigrants), Niranjana und Band (deconstruction of center/periphery, reparation of power imbalance). Ethnography translation of worldviews.
3. Translation conceived of as multi-disciplinary. Ladmiral 2013, Berman 1999, Chesterman 1997, Malmkjear, 2010 and Weissbrod, 2010, Marais 2014 caused by complexity of phenomena and causes complex phenomena. But ontology (what is reality) or epistemology (specific position from which to view reality) ?, Guldin 2015 (Translation as Metaphor, T is conceptual tool across disciplines), Blumczynski 2016 (semiotic rather than philosophic, rather a translational methodology), Cronin 2017: Translation is a privileged ethical space for transactions exceeding human beings scale and abilities. part of philosophical anthropology.
In Marais, TS thus becomes the field of study that all or reality from the perspective of inter-systemic relationships … Latour: assemblage of connections. “inter-systemic studies” see: inter-ness. Is translation equal to inter-ness?
Beyond Metaphorism: Translation that is non linguistic and non semiotic is usually conceived of a metaphor but TS should not be limited to this. Philosophy of T should integrate methaphorism and go beyond it. (In what way then is placticity a metaphor and how does it go beyond metaphor?)
Basalmah has this idea of Translation as Archetype. What is an Archetype (CGJung and Kant)? What are the unifying characteristics of different polymorphic occurrences of translation? Why? Damit ist gemeint, dass es in allen Disziplinen die Praxis der Translation gibt, oft wird sie sogar so genannt, wie zum Beispiel in der Mathematik, wo man Textstelle Sprache in Formensprache übersetzt. Aber die Idee davon, was Translation ist, wie sie abläuft und welche ethischen Fragestellungen sie eröffnet, findet keine Reflexion in den anderen Disziplinen. Dort ist Translation so eine Art Black Box. Wohlgemerkt, sind nicht alle Übertragungsprozesse und Veränderungen Translationen. Wird diese Unterscheidung in den anderen Disziplinen gemacht? Welchen Unterschied würde es machen, wenn sich die anderen Fächer im Sinne der Translation selbst reflektieren würden?
There are 4 common characteristics of translation practice: 1. connection, articulation, negotiation (tackle disparity!), 2. Transfer (space), 3. Transformation (time), 4. Functionality, Regulation (purpose/law). These 4 are in relational dialectics. Archetype: A pattern, a motif of the human psyche at specific instances of change as translation: unconscious, universal, collective, elementary structure, induced from observation and a priori. archetypes are like templates of human experience. The archetype is unconscious but the function might be intentional or not. Arch-translation is a template to work with retrospectively, for example in political philosophy: Chantal Muffes notions of chains of equivalence. In education: teacher/learner translational dialectics. In social epistemology. In political philosophy. Prospectively: the development of genomics.
Der beste Vortrag kam aus Kamerun. … studiert die Neologismen, die die französisch sprechende Bevölkerung erfinden, um die englisch sprechende zu bezeichnen, und umgekehrt. Da die beiden Landesteile mit einander in Konflikt stehen, sind diese Bezeichnungen wenig schmeichelhaft. Ich lernte ein gutes neues Wort für dumme Anglophone: Anglofou.